Ein Wort über die Malerin und Grafikerin Oda Schielicke von Prof. Dr. Jelena Jamaikina
"Immer wieder fasziniert uns ein Kunstwerk, wenn Einklang zwischen ihm und seinem Schöpfer sichtbar wird. So ist es bei Oda Schielicke, einer Malerin, die nun seit vierzig Jahren unermüdlich ander Staffelei steht. […]
In ihren Bildern zeigt Oda Schielicke ihre Faszination von der Natur. Sie verweist auf ein Thema, das sie bewegt: die Darstellung des Lichts, der Luft und der Atmosphäre, da diese das Gefühl einer dynamischen, in ständiger Veränderung begriffenen Wirklichkeit ausdrücken. […]
Sie ist zu der Überzeugung gelangt, dass solche Impressionen mit jeder Veränderung des Lichts wechseln und dass ein Bild allein nicht den Eindruck der Wirklichkeit wiedergeben kann. Nur eine ganze Serie von Bildern kann die Realität erfassen. Hinter diesem Prinzip steht also die Grundannahme, dass es nur zeitbedingte Eindrücke von sich im Licht verändernden Gegenständen gibt, die aber auch im Betrachter entstehen und ständig wechseln.
Mit weit geöffneten Augen hat die Malerin ihren Blick auf die Welt zum Bild gestaltet, zum Bild nicht nur dessen, was sie gesehen, sondern auch wie sie es gesehen hat. […] Ein Bild in ein Kunstwerk zu verwandeln, heißt es zum Leben erwecken, heißt den Moment der Metamorphose erleben: ein Stück unbedecktes Papier oder Leinen wird zum Himmel, ein gelber Strich zum Lichtstrahl, ein wenig Grün zum Blatt oder Wassertropfen. […]
Oda Schielicke gibt offen zu: „Ich arbeite schnell, aus der Emotion heraus. Meine Bilder sind nur ein reines Gefühl.“ Ihre Kunst ist unmittelbarer Ausdruck ihrer Hand. „Wenn das Bild sich seinem Ende nähert, beginne ich zu spielen.“ Sie meint dabei die zeichnerischen Elemente, die sie zum Schluss mit Tusche und Feder zur malerischen Komponente des Gemäldes hinzufügt. Das Spielerische ihrer Bilder bedeutet allerdings nicht etwas Flüchtiges. Im Gegenteil, es ist der konzentrierte Augenblick, in den ihr ganzes Können einfließt.
Als Glaubensbekenntnis der Künstlerin - denn sie ist sich erstaunlich treu geblieben - können wir ihren Satz ansehen: „Es ist der Blick auf die Welt, die Suche nach Harmonie und Stille als Gegenbild menschlichen Schicksals, geprägt von Erinnerungen, Traumbildern, Sehnsüchten, der mich treibt immer wieder neue Bilderwelten und ihre Schönheit zu entdecken und zu erfinden.“
Und wahrlich bei jedem Besuch in ihrem Atelier steht ein neues Bild auf der Staffelei, Zeugnis unbändiger Schaffenskraft und Kreativität. Ihre Arbeiten belegen nachhaltig, dass die Malerin ihre Lust an der Kunst, ihr Interesse an der Erkundung der Welt, an einer Geschichte, die die Vergangenheit und damit auch die Zukunft einschließt, nicht nur nicht verloren hat, sondern dass diese lebendiger sind als je zuvor.“